Boring!
Hallo Leute,
ich muss sagen, dass es mir heute zum ersten Mal auf meinen doch nicht wenigen Reisen richtig langweilig war. Edinburgh ist eine wunderschöne Stadt, aber für drei Wochen Sightseeing wohl doch ein wenig zu klein. Auch das Seminar, der einzige wirkliche Programmpunkt heute, war total überflüssig, da Peter eigentlich nur unsere Artikel einzeln korrigierte und uns dann gehen ließ.
Ich habe mir dann noch ein Mittagessen (Fish and Chips) im Foodcourt geholt und bin ins Guest House gefahren, wo ich den Tag mit Filmen und Serien verbrachte. Nein, so habe ich mir den Journalistenalltag hier mit Sicherheit nicht vorgestellt - morgen dürfte es noch mal ähnlich werden. Mein anderes Problem ist, dass ich zwar einerseits zu mehr Leuten als fast jeder andere hier einen Kontakt aufgebaut habe, weil ich in keinem "Massenapartment" bin, andererseits aber häufig außen vor bin, wenn eines dieser Apartments spontan etwas ausmacht. Bis ich mal in der Stadt drin bin, ist das Fenster für einen Treffpunkt schon wieder zu. Ist natürlich alles immer noch besser als zu dritt für drei Wochen in einem Doppelzimmer zu pennen (*grusel*), aber natürlich auch ärgerlich. Na ja, man lernt ja bekanntlich aus seinen Erfahrungen, und zumindest für mich selbst nehme ich ein paar wichtige Erkenntnisse aus dem Projekt mit.
Erstens wurde mir ein Schreibtalent bescheinigt, was meinen Karrierewunsch Journalismus ja ziemlich unterstützen sollte. Zweitens habe ich wieder viel über Gruppendynamik gelernt, was auch sehr wertvolles Wissen darstellt. Und drittens habe ich gelernt, bei organisierten Projekten skeptischer zu sein und keinesfalls alles zu glauben, was einem erzählt wird. Dem persönlichen Wert für mich selbst steht nämlich ein fachlicher Wert gegenüber, der das Urteil "vernichtend" verdient. Curso mag mich sicherer in dem gemacht haben, was ich einmal arbeiten möchte, aber "besser" geworden bin ich höchstens minimal (und diese minimale Verbesserung kam allein durch die fünf Tage mit Anne). Wenn bei einem Projekt, für das ich weit über 500 Euro berappt habe, gerade mal 5 Einheiten à 90 Minuten wirklich etwas gebracht haben, kann ich es einfach nicht weiterempfehlen. Meine Stammleser wissen, dass ich z.B. im Fall von Kolumbus Sprachreisen nach anfänglicher erheblicher Kritik zu einem recht positiven Urteil über die Organisation gelangt bin, was beweisen sollte, dass ich kein notorischer Nörgler bin. Neben den Seminaren waren mit Ausnahme des Castles (15 Pfund) und der Stadtführung (ca. 10 Pfund) nämlich alle offiziellen Programmpunkte sowieso kostenlos zugänglich (z.B. das Scottish National Museum, Still's Gallery, Arthur's Seat, die Parlamentsdebatte und -führung und, wie ich schon vermutet habe, auch unsere "Exkursion" nach Crammond Island (man braucht bei Ebbe noch nicht einmal eine Fähre dorthin). Keine Spur von der Highland-Exkursion, die einigen (nicht mir!) telefonisch versprochen wurde. Ich bin auch sehr skeptisch, wie detailliert unsere Beurteilung geraten kann, wenn kein Dozent uns öfter als 5 Mal gesehen hat.
Wie dem auch sei: Morgen wird endgültig die Schlussphase des Projekts eingeläutet, und ich versuche, das Beste daraus zu machen.
So long,
Maddin